2008-04-11 | Lübecker Nachrichten – Zweigstelle am Nabel der Welt
Der Lübecker Frank-Thomas Gaulin ist jetzt auch in Berlin ein bekannter Galerist von Arnold Petersen
Berlin – Frank-Thomas Gaulin hüpft das Herz vor Freude. Er empfinde diesen Abend als „kulturelles Visum“, als „Anerkennung, hier in Berlin angekommen zu sein.“ Seit 2006 betreibt der Lübecker Galerist eine Dependance in der Hauptstadt. In der Heimat ist sein „Kunsthaus Lübeck“ seit langem eine Top-Adresse. Inzwischen darf sich Gaulin auch in Berlin zur ersten Liga zählen. Das zeigte sich etwa an diesem Mittwoch Abend. Die riesige Galerieetage, die Gaulin als Partner von Werner Tammen in der Friedrichstraße direkt am Checkpoint Charlie betreibt, war Schauplatz für ein ebenso ungewöhnliches wie hochkarätiges Ereignis. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) lud in die Räume Vertreter aus Wirtschaft, Kultur und Politik zum Empfang. Zu seinem Aufgabenbereich zählt nämlich nicht nur die Kontaktpflege zu anderen Staaten. Der Chef-Diplomat ist ebenso für den Kulturaustausch zuständig. Um Anregungen aufzunehmen, machte er einen Ausflug in das Galerien-Quartier am unteren Ende der Friedrichstraße. Der Rundgang endete bei Tammen & Gaulin in der Schau „Berlin – Peking“.
Ein hübscher Rahmen für einen Außenminister. Die mögliche Brisanz war bei Verabredung des Termins jedoch nicht zu erahnen. Eingefädelt wurde der Besuch auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober. Damals waren Aufstände in Tibet und Olympische Spiele in Peking noch kein Thema. Und dabei will es Steinmeier auch an diesem Abend belassen, zu dessen vielen prominenten Gästen unter anderem Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker zählt. Lieber plaudert er mit den Künstlern. „Berlin – Peking“ zeigt Werke von Yongbo Zhao und Sebastian Heiner. Zhao stammt aus China und lebt in München. Er hat die Maltechnik der alten Meister Europas für dich entdeckt, um menschliches Verhalten und politische Gegenwart drastisch ins Bild zu setzen. Heiner ist gebürtiger Berliner mit Peking als zweitem Lebensmittelpunkt. Er greift in seinen Bildern künstlerische Traditionen Chinas auf.
Die beiden kannten einander vorher nicht, die Ausstellung hat sie zusammengebracht. „ Das ist ein Riesen-Riesen-Vergnügen“ schwärmt Gaulin über die Möglichkeiten in Berlin. Er habe auf seine alten Tage noch einmal etwas Neues wagen wollen, erläutert der 64-Jährige. „ Mein Lübeck ist ein zauberhafter Ort für meine Arbeit“, lässt er auf die „Provinz“, wie er sagt, nichts kommen. „Aber Berlin ist in der Bildenden Kunst der Nabel der Welt geworden“, sprüht er vor Begeisterung. 600 professionelle Galerien gibt es bereits in der Stadt.