Epilogue
Shanghai, summer of 2017. The sun burns down unrelentingly on the colony of houses around North Bund during Shanghai’s hottest summer for 150 years. Shimmering masses of air, yellowed by smog, beat mercilessly into our faces while around us traffic teems noisily, like ants in an anthill. Our conversations during those days fluctuated between the virtues of artificial intelligence and robot communism, between euphoric future prospects and the dystopian dangers facing humanity, between omnipresent repressive social control, and the phenomenal ability of ordinary people to find loopholes and escape routes.
The challenge of not only living in a foreign land, but also being completely cut off from any understanding of the language and deprived of most forms of social communication led us to weave a cocoon of our own thoughts in our new neighbourhood. This created cognitive spaces and pent-up ideas that urgently sought release.
I have known Sebastian for many years but for the first time I was able to experience his everyday work routine. The daily ritual walk to the studio in the North Bund Art Zone, preparing a canvas, the mental warm-up and ultimately the creative process from which his paintings emerge. During the six months of our travels in China, I became increasingly aware that Sebastian‘s work is often closely linked to everyday experiences. A catalytic fight to capture good and evil demons, to unify and then banish them in oil and acrylic … and dominating everything, the oppressive heat of Shanghai, the cheap glittering neon light of Nanjing Road with rats peering cheekily from the dark alleyways. Moloch City.
Michael Wruck
Epilog
Shanghai im Sommer 2017. Die Sonne brennt erbarmungslos auf die Häuserschluchten rund um den North Bund und beschert Shanghai den heißesten Sommer seit 150 Jahren. Die flirrenden, vom Smog gelblich gefärbten Luftmassen schlagen gnadenlos in unsere Gesichter, während um uns herum, einem Ameisenhaufen gleichend, der Verkehr rumort. Unsere Gespräche schwanken in diesen Tagen zwischen alles errettender künstlicher Intelligenz und Roboterkommunismus, zwischen euphorischen Zukunftsvisionen und dystopischem Dahinsiechen der Menschheit, zwischen der uns umgebenden repressiven sozialen Kontrolle und der phänomenalen Eigenschaft der Menschen, sich Schlupflöcher und Wege zu suchen, um dieser zu entgehen.
Die Herausforderung, dass wir nicht nur in einem fremden Land leben, sondern auch weder die Sprache verstehen noch die Schrift lesen können und wir somit einen Großteil der sozialen Kommunikation versäumen, lässt uns in einer Art Kokon aus eigenen Gedanken durch unsere neue Nachbarschaft schleichen. Dies schafft gedankliche Freiräume und aufgestaute, mitteilungsbedürftige Gedanken, die sich ihren Weg nach außen bahnen müssen.
Zum ersten Mal in den vielen Jahren, in denen ich Sebastian Heiner kenne, erlebe ich das tägliche Umfeld, in dem seine Arbeiten entstehen: den ritualisierten Gang zum Studio in der North Bund Art Zone, das Vorbereiten einer Leinwand, das gedankliche Aufwärmen und letztlich den eigentlichen Akt, in dem ein Bild von ihm entsteht. In den vergangenen sechs Monaten unserer Reise in China ist mir immer deutlicher geworden, dass Sebastian Heiners Arbeiten oft in einer engen Verbindung mit den Erlebnissen aus dem Alltag stehen. Ein katalytischer Kampf, die guten und bösen Dämonen zu fangen, zu vereinigen und in Öl und Acryl zu bannen … und über allem wabert die Hitze Shanghais, glitzert billig das Neonlicht der Nanjing Road und glotzen frech die Ratten durch das Dunkel der Gassen. Moloch City.
Michael Wruck