Ruhe. Das ist das vorherrschende Gefühl in dieser Stadt. Eine schier gemütliche Unaufgeregtheit und ruhig vor sich lebende Stadt – jedenfalls kommt es uns so vor. Ungewöhnlich erscheint es, dass eine Stadt mit knapp 10 Millionen Einwohnern soviel Gelassenheit ausstrahlen kann. Natürlich sind wir auf unseren Streifzügen durch die Stadt auf quirliges Leben und auch den ein oder anderen Stau von Mensch und Maschinen getroffen. Aber auch hier geht alles mit einer entspannten Beherrschtheit vonstatten, die uns verglichen mit Shanghai, ein Gefühl der Ruhe vermittelt. Kein ständiges Hupen, welches man ja von vielen asiatischen Metropolen kennt, keine schreienden Verkäufer die ihren Tinnef loswerden wollen.
Eine Ausnahme gibt es jedoch…
In unserer näheren Umgebung, man kann den Bereich zwischen den Strassen Samil-daero im Westen und Donhwamun-ro im Osten und der violetten Metrolinie im Süden ganz gut eingrenzen, befindet sich ein schier unergründliches Labyrinth an kleinen Gassen. Früher war dieses Gebiet Wohnstatt der Angehörigen des Kaiserpalastes der sich unweit vor den Hügeln des Bukhansan National Parks abzeichnet. In diesen engen Gassen, die tagsüber recht verschlafen erscheinen, spielt sich täglich zwischen 18-19 Uhr ein faszinierendes Schauspiel ab. Viele kleine Restaurants öffnen Ihre Fenster und Türen und jeder noch so kleine Platz wird mit den allbekannten kleinen Plastikstühlen und Tischchen vollgestellt. In kleinen Öfen bullern die Holzkohlevorräte einer Kleinstadt vor sich hin, um pünktlich zu Essenzeit die vielen Tischgrills für das traditionelle koreanische Barbecue zu befeuern.
Unzählige Menschen strömen nun fröhlich glucksend in die Gassen und vor den angesagtesten Plastikhockeransammlungen bilden sich Warteschlangen. Die sonst so ruhige Stadt füllt sich hier nun mit lauten Gemurmel der Menschen und in der Luft wabert der fettige Dampf der auf den Holzkohlegrills brutzelnden Fleischbrocken. Gegen 20 Uhr ist dann der Spuk vorbei und die Gassen leeren sich langsam wieder. Einige flanierende Pärchen, herausgeputzte Mädchencliquen und natürlich ein paar Trunkenbolde bleiben zurück und so langsam schleicht sich wieder die Ruhe und Erhabenheit in die Gassen zurück.