Nachdem ich nun in den letzten 3 Jahren insgesamt 9 Monate in Hotelzimmern verbracht habe, kommt in mir das Gefühl auf, das ich nie alleine wohne. Die unzähligen Zimmer die ich – mal kurz mal lang – mit Leben gefüllt und zum Teil auch mein zu Hause genannt habe, beschäftigen mich auch immer einige Zeit später noch. Nicht unbedingt in dem Sinne das ich darüber nachdenke, wer hier alles schon gehaust hat. Ich stelle mir das jeweilige Zimmer eher als einen imaginären Freund vor, der mich mehr oder minder akzeptiert oder aber auch alles dafür tut, dass ich mich nicht wohl fühle. Manchmal habe ich auch das Gefühl, als möchte mich das Zimmer testen, wie weit es mit meiner Geduld steht und einige Überraschungen für mich bereit hält.
Es ist es geradezu erfrischend nach nun 3 Wochen in Seoul ein kleines, sehr ruhiges Zimmer bezogen zu haben. Die angenehme Abwechslung zur Ruhe in unserer Umgebung ist die Musikschule nebenan zu nennen. Bei geöffnetem Fenster wechselt nicht nur das Instrument im Stundentakt (Flöte, Trommel, Koto) sondern auch die Playlist wechselt erfrischend vom “James Bond Theme” zu “Somewhere over the Rainbow” und dem guten alten Beethoven. 3 Songs, 3 Instrumente und wechselnde, mehr oder wenig begabte Schüler, bilden den Soundtrack dieser Tage, vermischt mit den häufiger werdenden Monsun-Regenschauern. Die anfängliche Unmut in mir wich sehr schnell einer wohligen Entspannheit. Da wird die Suche nach dem Badewannenstöpsel und der Reparatur des sich sporadisch von selbst einschaltende Fernseher eher zur Nebensache.
Es gibt also Zimmer, die man nach einiger Zeit mit einem fiesen Grinsen verlässt und ihm insgeheim alles Schlechte wünscht. Es gibt aber auch die Charaktere von Zimmern, die man als guten alten Freund auf Wiedersehen wünscht. Aber ich freue mich auf die bevorstehende Woche in China. Sind doch chinesische Hotels der mittleren Preisklasse doch immer bemüht, ihren Mangel an Luxus durch inflationärem Einsatz von Mahagoni-Funier, schweren Fake-Brokatteppichen und güldenem Metallapplikationen wett zu machen.