Mit dem Schnellzug rauschten wir nach Beijing. Wir kamen nachts an. Michael und ich. Als wir Bahnhof verlassen hatten, liefen wir zu einer unterirdischen Plattform, um ein Taxi zu bekommen. Eine lange Menschenschlange hatte sich gebildet. Die unterirdische Halle wurde nur schwach, in einem trüben, gelblichen Licht beleuchtet. Es stank nach Benzin. Das Atmen fiel uns schwer. Als wir entlich in ein Taxi springen konnten, freuten wir uns! Das Taxi fuhren scheppernd durch einen langen, dunklen Tunnel. Wir rasten durch ein graues, verdrecktes Tunnelsystem, bis wir endlich die Ausfahrt erreichten. Trübes, gelbliches Licht der Straßenbeleuchtung, breite, fünfspurige Straßen, heruntergekommene Häuser, der Putz sich von den Wänden bröckelte! Die Stadt Beijing ist eine raue Stadt geworden! Wenig Leuchtreklame flackerte im kalten Licht der Supermärkte, Sirenen fahrender Straßenhändler und immer wieder heulende Polizeiwagen, eine ziemlich düstere, hoffnungslose Stimmung in den Straßen. Unser Taxi raste in Richtung Zentrum. Wir zu unsem kleinen Hotel, welches wir online gebucht hatten. Das Hotel befindet sich ganz in der Nähe des „Großen Platz der geeinten Völker“. Es liegt versteckt in den engen Gassen der Altstadt. Absperrungen sind zu sehen. Schon am Bahnhof wurde wir kontrolliert. China hat für einige Tagen zu einer weltweiten Konferenz eingeladen. Regierungsvertreter aus aller Welt sind eingetroffen. Alle versammeln sich in der Großen Halle der Geeinten Völker. Seit Frieden auf der Erde herrscht, findet die Weltkonferenz alle zwei Jahre statt. Die Zusammenkunft ist eine große Feier! Keine ernsthafte Verhandlung der Probleme in der Welt, weil es keine Probleme mehr gibt. Seit sich alle Länder der Erde zusammengeschlossen haben, gibt es keine kriegerischen Konflikte mehr. Im Ein-China-Land wird der erwirtschaftete Profit untereinander aufgeteilt. Doch, zugegeben, gibt es Unruhe unter den Nationen. Länder streiten sich, wer den wertvollsten, größten Beitrag für die Weltgemeinsaft leistet! Über eine Nummernreihenfolge wird gestritten. Deutschland zum Beispiel, trägt gerade den aktuellen Namen: “Ein-China-Land-18759”. Weiterhin ist Deutschland ein sehr produktives Land, wünscht sich jedoch andere Zahlen im Landesnamen oder öfter die Ziffer8! Sie soll Glück versprechen! Das kann manchmal zu Protesten führen. Doch nach einem rauschenden Fest in der Großen Halle der Geeinten Völker sind alle Streitigkeiten und Konflike besänftigt und vergessen. Die Nummern der Länder im Ein-China-Land werden einfach untereinander getauscht. Sobald wir im Hotel eingetroffen sind, werden wir lächelnd empfangen, aber der Koffer muss geöffnet werden. Alles in Ordnung. Wir entschlossen uns zu einem nächtlichen Spaziergang. Wir liefen in die Nähe des Regierungsviertels und waren entzückt von dem Charme kleiner Läden und den vielen Restaurants. Wir sahen ein Theater. In dem Theater kann der Besucher sich in eine Welt hineinwählen. Er sucht sich eine virtuelle Welt aus, in der er für einige Stunden leben will, ganz wie es seinen Bedürfnissen und Gefühlen entspricht. Beijing wird nach ein paar Monaten wieder verändert werden, ganz einfach wieder desillusioniert, entsprechend den Vorstellungen der Weltgemeinschaft, wieder umgebaut. Vielleicht erhält es das nächste Mal ein modernes Stadtbild? Wer will das heute schon wissen! Nach einem köstlichem Abendessen, freuten wir uns auf unsere Hotelzimmer. Gleich fiel ich in einen tiefen Schlaf. Ich hatte jedoch vergessen, eine kleine Sonderillusion auszuschalten: So summte mir eine Mücke fast in mein Ohr hinein. Das sollte wahrscheinlich originell sein, an alte Zeiten erinnern. In der Dunkelheit raffte ich mich noch einmal auf, fand den Schalter an der Wand und die Mücke war weg, sie wurde desillusioniert. Danach fiel ich in einen sehr tiefen, dunklen Schlaf, ohne einen einzigen Traum.