Moloch City Series – Cat - Katze, 36 x 27 cm, Watercolor/Sketchbooks, 2018, Private Collection
Moloch City Series – Cat - Katze, 36 x 27 cm, Watercolor/Sketchbooks, 2018, Private Collection
Cat

I push aside the heavy, brown curtains. The glare of daylight blinds me. The air conditioner whirs loudly. I look at the block of flats opposite. Some residents have strung their colourful laundry out to dry on rusty iron bars. I turn away, and take a swig of lukewarm water from my plastic bottle. I am exhausted. The heat is unbearable. I’ve worked enough. Even so, I cannot switch off. My thoughts stray again to the painting I started yesterday.

A reddish iridescent canvas awaits me in my studio. It shimmers variously according to the angle of the observer. I turn on music. A classical concert. The colours begin to dance. I start to direct my symphony of colours, carefully combining all the elements on canvas, tone by tone, in a wild composition. I recover lost colours, they start to come alive. They must speak to me, every picture should be a small miracle … something completely unpredictable must emerge. Powerful arm movements and gestures, constantly pacing backwards and forwards, waiting, starting anew. When will a stable composition finally emerge from this chaos? What have I done? Wild formations, structures, variations, compressions, areas of tension. My eyes glide over the canvas. Suddenly a sense of contentment! The image is taking shape. Even so, it does not measure up to my expectations…it remains incomplete. My eyes rove endlessly across the canvas. I sit down on a filthy chair. Associations, images, dreams arise, I begin to search and explore, rummage through my memory. Maybe it‘s just music, a tune, a wild, dark rhythm or just a bizarre soundscape I once heard? I leave the studio and find distraction wandering through the busy nearby streets. I weave my way back to my cheap hotel and take the lift to my floor.

Back in my room I finish my lukewarm water. The noise of the city floats up to me. I lie down on my bed and dream: I stumble out of the window and fall past the colourful clothes hanging out to dry, down past the shabby facade. Astonished people, laughing in their apartments, wave at the stranger rushing by. I land abruptly in an empty apartment. The walls are moving. I tried to measure the room but the walls shirk back from my touch. A cat with golden fur sits in the middle of the apartment and purrs softly. The cat raises its head and speaks: You have no reason to fear for life has no reason. Just start all over again, work and be content … there is no reason to do otherwise. Then the cat sprang out of the window. I felt a pleasant calm. It’s evening already. Tomorrow I’ll start a new painting and prime my canvas with golden paint! Sometimes the shortest distance is that between two dreams.

Moloch City Series – Cat - Katze, 36 x 27 cm, Watercolor/Sketchbooks, 2018, Private Collection
Moloch City Series – Cat - Katze, 36 x 27 cm, Watercolor/Sketchbooks, 2018, Private Collection
Katze

Ich schiebe die schweren, braunen Vorhänge beiseite. Strahlendes Tageslicht blendet mich. Die Klimaanlage surrt laut. Ich schaue auf den gegenüberliegenden Wohnblock. Einige Bewohner haben ihre bunte Wäsche sorgfältig auf rostige Eisenstangen zum Trocknen aufgehängt. Ich drehe mich weg und trinke aus einer Plastikflasche lauwarmes Wasser. Ich bin erschöpft. Die Hitze ist unerträglich! Ich habe genug gearbeitet. Es fällt mir schwer, Ruhe zu finden. Wieder muss ich an das gestern angefangene Bild im Studio denken.

Eine rot irisierende Leinwand war vorbereitet, die je nach Blickwinkel unterschiedlich schimmerte. Ich schaltete Musik an. Ein klassisches Konzert. Die Farben tanzten vor meinen Augen und ich fing an, alle Elemente auf der Leinwand, Farbton für Farbton, in einer wilden Komposition zu dirigieren. Verlorene Farben, die ich verwarf, ich werde sie wiederfinden, alles ordnen, meine Farben werden lebendig sein … zu mir sprechen … ein Bild soll ein kleines Wunder sein … Unvorhergesehenes soll geschehen! So dachte ich. Heftig geführte Armbewegungen, stürmische Gesten auf der Leinwand, zurücktreten, ein beständiges Auf-und-ab-Gehen, warten, neu beginnen, das Mal-Feld immer weiter bearbeiten … Wann wird endlich eine Komposition in diesem Chaos erkennbar? Was habe ich getan? Wilde Formationen, Strukturen, Variationen, Verdichtungen, Spannungsfelder… Mein Blick glitt über die Leinwand … Plötzlich überraschten mich Glücksgefühle! Das Bild … es nahm Gestalt an … dennoch … setzte sich meine Einsicht durch … es entzieht sich einem Ergebnis … meine Augen kreisten endlos über die Bildfläche. Ich setzte mich auf einen dreckigen Stuhl und starrte das Bild an. Assoziationen, innere Bilder, Träume, ich fing an zu suchen, forschte in mich hinein, an was wurde ich nur erinnert? Vielleicht war es Musik, eine Melodie, wilde, dunkle Rhythmen? Oder waren es einfach nur bizarre Klangfelder? Jedenfalls verließ ich das Studio bald. Auf den belebten Straßen der Umgebung fand ich Ablenkung. Ich schlenderte zurück zu meinem billigen Hotel, fuhr mit dem Aufzug auf meine Etage, bis ich mein kleines Zimmer erreichte.

Das lauwarme Wasser habe ich ausgetrunken. Der Lärm der Stadt dringt zu mir hinauf … Ich setze mich auf mein Bett und träume: Ich stürze aus dem Fenster, falle an der bunten Wäsche vorbei, die schäbige Hochhausfassade hinunter. Doch die erstaunten Menschen lachen in ihren Wohnungen und winken mir zu. Da lande ich plötzlich in einer leeren Wohnung! Die Wände bewegen sich. Ich versuche, den Raum zu vermessen, aber die Wände entziehen sich meinen Berührungen, als seien Zimmerwände lebendige Wesen. In der Mitte der Wohnung sehe ich eine goldene Katze liegen, die ganz sanft schnurrt. Ihr langes Fell glänzt wunderschön. Die Katze hebt ihren Kopf und spricht zu mir: Du hast keinen Grund, dich zu fürchten, denn das Leben hat keinen Grund. Du musst wieder von vorne anfangen, arbeiten und dich freuen, denn es gibt keinen Grund, es nicht zu tun. Dann schleicht die Katze zum Fenster und ist plötzlich verschwunden. Eine angenehme Ruhe steigt in mir auf. Es ist Abend geworden. Morgen werde ich ein neues Bild malen und mit Goldfarbe grundieren. Jetzt fallen mir die Augen zu und ich denke, ich werde nichts mehr denken, sondern ruhig einschlafen.