2000-09-20 | Märkische Allgemeine Zeitung – Figurbetonte Grenzbereiche

Letzter Teil des Kunstmarathons
B.W.

Das Kunstwerk spiegelt den Menschen, die Zeit und den Ort, wo es entsteht – das wird einmal mehr deutlich bei den Werken der Vierergruppe Sebastian Heiner, Vera Schwelgin, Wolfgang Reinke und Karl Menzen. Eigentlich wollte Galerist Oswald die Grenzgänge zwischen Realismus und Abstraktion aufzeigen, doch er musste feststellen, dass die Figürlichkeit, Reinke allerdings noch zurückhaltend, seit der letzten Präsentation dieser Künstler mehr in den Vordergrund gerückt ist.

Karl Menzen steht mit seinen Skulpturen als Mittler dazwischen. Wie immer sind seine matt silbernen Edelstahlplastiken spannungsgeladen. Wie kaum ein anderer versteht er es, schweres Metall in fast schwebende Figurationen zu verwandeln, die meist aus zwei sich kaum berührenden Teilen bestehenden, sich wie von selbst anziehen oder abstoßen. Widerspruch und Harmonie halten sich die Balance. Deutlich verändert hat sich bei Sebastian Heiner der gewohnte schmale Habitus seiner Figurationen. Die Gewänder, die sie umspielten, sucht man vergebend, wie auch die symbolisch ausgebreiteten Arme. Es gibt weitaus mehr Körperlichkeit. Flächen und pastose Bildpartien sind noch erhalten, die dicken Schichtungen aber zu Gunsten der Figuren und Inhalte zurückgenommen. Heiners Malerei will nicht die Realität beschreiben, eher soziale Bindungen und individuelle Seelenzustände. Nach wie vor bilden Farben und Gestik einen Dialog zwischen Hell und Dunkel. Das Künstlerehepaar Schwelgin/Reinke stellt erstmals gemeinsam bei Oswald aus. Bei Vera Schwelgin blieb der Trend zur weiblichen Figur erhalten. Vom Gruppenbild ist sie mehrheitlich zur Einzelfigur übergegangen. Beibehalten hat sie starke Farbigkeit oder Kontrastfarben, die die Expressivität erhöhen. Nicht an Gegenwart gebunden, zwischen Traum und Alptraum lassen sich ihre Arbeiten interpretieren, als Exkursion in Seelenzustände.

Wolfgang Reinke bildet nicht konkret ab. Aus real Gesehenem entstehen vor seine, inneren Auge die Bilder, die seinen sehr persönlichen Empfindungen der Natur entsprechen. Bildkompositionen, die bei flüchtiger Betrachtung als Farb- und Formenchaos erscheinen, lassen sich entschlüsseln. Und die Dynamik der Bildermotive, wie bei den Wellenbildern, erschließt sich. Andererseits schafft es Reinke auch, mit sparsamen Linien und der Leuchtkraft der Farben Landschaften zu charakterisieren. In seinen übermalten Zinkografien ist die Abstraktion bis aufs Äußerste getrieben. Eine Art Synchronismus des Künstlerpaares gibt es lediglich in zwei Aktbildern am Meer, ein weiblicher Akt im Profil von Schwelgin und ein männlicher Rückenakt von Reinke.