1993-05-03 | MAZ – Konsequent, geradlinig und farbensicher
Sebastian Heiner stellt seit gestern zum 2. Mal in Potsdam aus
B. Wendt
Kurz nach ihrer Einweihung 1991 war Sebastian Heiner schon einmal mit einer Exhibition in der Galerie am Neuen Palais vertreten. Nun gibt er vom 2.Mai bis zum 6. Juni hier erneut einen Einblick in sein unermüdliches Schaffen. Der noch sehr junge Künstler, 1964 in Berlin geboren, hospitierte 19jährig an der Schaubühne Berlin bei Karl-Ernst Herrmann und nahm ein Jahr später an der Hochschule der Künste Berlin (HDK) bei Prof. Klaus Fußmann im Fach Freie Malerei das Studium auf. Schon nach zwei Jahren gehörte er zu den Teilnehmern der Sommerakademie bei Wolf Vostell in Malpartida de Caceres, Spanien. Das War auch der Ausgangspunkt seiner Freundschaft und Zusammenarbeit mit dessen Sohn, dem Galeristen Rafael Vostell. Sebastian Heiner setzt als Künstler eine Familientradition fort, die über seine Eltern hinausreicht. Die an ihn gestellte Erwartungshaltung belastet ihn jedoch nicht. Seine natürliche Begabung wurde von Künstlerpersönlichkeiten wie Klaus Fußmann und Wolfgang Vostell zur Eigenständigkeit geführt, die er weiterentwickelt und zielsicher ausbaut, wie schon jetzt seine sehr eigene Handschrift belegt. Über seinem Schaffen steht die Menschlichkeit als Intention. In seinem Schaffen sich selbst finden und sich inhaltlich und malerisch damit auseinandersetzen, ist seine Devise. Sebastian Heiners Bildsprache erwächst aus den Beziehungen und Bewegungen seiner Figuren. Und es sind meist viele, die den Bildraum durcheilen oder in Gruppen gestikulierende zusammenrücken. Aber nicht die Köpfe oder konkrete Körperformen, sondern Hände und Füße sind dabei von unübersehbarer Dominanz. Das ewig Wandelbare, nicht Festlegbare, aber auch Optimismus sprechen aus ihrem Gestus, ihrem Ab- und Wiederauftauchen. Nicht zuletzt ist es auch die Farbe, die er verschwenderisch einsetzt, sowohl momentane Stimmungen als auch die ganze sensible Haltung des Künstlers signalisierend. Vorwiegend „kalte“ Farben symbolisieren Winter, rötliche und braunwarme deuten auf Sommer, Herbst und Ausgeglichenheit, grelle Farben erzwingen das Hinsehen, weisen auf Zerstörung und Verderben. Unterstrichen werden diese Eindrücke durch die unterschiedlich aufgetragenen Farbschichten. Mit der Wahl von Titeln geht der Künstler sehr behutsam um. Sie sollen den Betrachter höchstens den „Einstieg“ zu Werk und Ideenwelt ermöglichen, nicht aber gewaltsam auf eine Richtung festlegen. Neben den großformatigen, mit Öl auf Nessel gemalten Bildern zeigt der Künstler auch noch eine reihe kleiner Grafiken und Bleistiftzeichnungen, die mit sicherem Strich, alle Schwarz-Weiß-Töne nutzend, unwirkliche Figuren in Raumkulissen einordnen, die im Gegensatz zu diesen Figuren, durch korrekte Kantenführung einen reizvollen Kontrast herbeiführen. Sebastian Heiner stellte bereits mehrere Male in Berlin und Westdeutschland aus, weiterhin in Algarve und Lissabon.